Hungerjahr – das Jahr ohne Sommer

1817

Nach den Jahren 1770 und 1792 geht auch in Zollikon das Jahr 1817 als Hungerjahr in die Geschichte ein.

Auslöser war der Ausbruch der Vulkans Tambora in Indonesien vom April 1815, dem auf einen Schlag gegen 100'000 Menschen zum Opfer fielen. 150 Kubikkilometer Gestein, Staub und Asche wurden in die Höhe geschleudert und im Lauf der kommenden Monate und Jahre über die Erde verteilt. Dies führte dazu, dass die Sonnenstrahlen teilweise reflektiert wurden und sich das Klima weltweit abkühlte; vor allem auf der Nordhalbkugel kam es zu einer massiven Abkühlung.

Der Sommer 1816 war in Europa einer der kältesten der letzten 500 Jahre. Anhaltende Kälte, ausserordentliche Regen- und Schneefälle führten zu Missernten und einer Teuerungswelle, die zahlreiche Menschen in eine Hungersnot trieb. Dieses Ereignis fiel zudem in eine Kälteperiode, die von 1820 bis 1860 dauerte. Verschärft wurde die Krise durch den Zusammenbruch der Textilindustrie und fehlende Importmöglichkeiten von Nahrungsmitteln.

Da nach den Wirren der Napoleonischen Kriege noch kaum staatliche soziale Instrumente vorhanden waren, war die Arbeit von kirchlichen und privaten Organisationen umso wichtiger. Auch in Zollikon wurden Almosen gesammelt und Kleider und Nahrungsmittel verteilt, was jedoch für Manche als demütigend und herabwürdigend empfunden wurde.

Hungerjahr
Neujahrsblatt der Zürcherischen Hülfsgesellschaft von 1817: Eine hungernde Familie erwartet den mit Essen heimkehrenden Vater.

Siehe auch Beitrag von Urs Bräm im Zolliker Jahrheft 2017.